Die Klassenlehrerzeit 1. – 8. Klasse

bild-59Der Hauptunterricht

Klassenlehrerinnen und -lehrer an Waldorfschulen unterrichten eine Klasse durchgehend in den ersten acht Schuljahren in allen Fächern. Ausnahmen bilden die künstlerisch-handwerklichen Unterrichte und die Fremdsprachen sowie die Bewegungsfächer.  Auf diese Weise wird eine Beständigkeit in der Beziehung des Kindes zu seinem Klassenlehrer gewährleistet, die sich positiv auswirkt. Es entsteht eine soziale Lerngemeinschaft aus etwa 36 individuell sehr unterschiedlich begabten Kindern.

Der Klassenlehrer unterrichtet seine Fächer im Rahmen des Hauptunterrichts. Dieser umfasst täglich die ersten beiden Stunden und behandelt ein Stoffgebiet in Epochen, d. h. über mehrere Wochen hinweg: Deutsch, Mathematik, Geschichte, Physik, Chemie, Biologie sowie Geografie, Geometrie und Schauspiel. Auf diese Weise haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich intensiv mit einem Lerngebiet auseinanderzusetzen. Waldorflehrerinnen und -lehrer vermitteln den Unterrichtsstoff nicht abstrakt, vielmehr werden die Lerninhalte künstlerisch und mit allen Sinnen erarbeitet: Bewegung, Farbe, Klang und Ton, Melodie, Reim und Rhythmus durchdringen und beleben jedes Thema, sodass lebendige Begriffe entstehen, die „mitwachsen“, sich mit der Reifung der Kinder verändern und lebenslanges Lernen vorbereiten. Die Arbeitsschritte und -ergebnisse werden in allen Klassenstufen in den Epochenheften, die jedes Kind führt, dargestellt und festgehalten.

Der Fachunterricht

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Auf den Hauptunterricht in den ersten beiden Schulstunden folgt der so genannte Fachunterricht mit speziellen Fächern. Von der ersten Klasse an werden zwei Fremdsprachen (bei uns: Englisch und Russisch), Musik, Eurythmie, Turnen, Religion und Handarbeit unterrichtet. Für den Fachunterricht, der in Einzelstunden und Fachepochen erfolgt, wird die Klasse zumeist in zwei gleich große Gruppen unterteilt. Ab der fünften Klasse werden die handwerklichen und künstlerischen Fächer (Schnitzen, Plastizieren und Orchester) in Doppelstunden wöchentlich erteilt. Die Fremdsprachen werden in den ersten Jahren auf lebendige Weise hörend, spielend, sprechend und singend erfahren. Dadurch differenziert das Kind sein Ausdrucks- und Wahrnehmungsvermögen; darauf aufbauend entwickelt sich das Erlernen der Grammatik und des Wortschatzes. Durch die neue Sprache erschließt sich den Kindern ein anderer Kulturraum, durch den sie auch die eigene Sprache und Kultur neu wahrnehmen und verstehen können.

Musik, Kunst und Eurythmie

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Die gesamte Schulzeit wird durch Musikunterricht und kontinuierliches musikalisches Üben begleitet. Dazu kommen ab der 5. Klasse Orchester und Chor, in den höheren Klassen treten neben das Singen und Improvisieren auch Übungen zur Musiktheorie und die Beschäftigung mit verschiedenen musikalischen Epochen. Schon frühzeitig sieht der Unterrichtsplan der Waldorfschulen eine weitreichende und intensive Beschäftigung mit den bildenden Künsten vor, denn die künstlerische Auseinandersetzung fördert das Kind in seiner Gesamtheit von Denken, Fühlen und Wollen. Das Anliegen der Eurythmie ist es, die in der Sprache und Musik wirkenden Kräfte in Bewegungen künstlerisch auszugestalten. Der Erstklässler taucht mit den eurythmischen Bewegungen in die Stimmungen und Bilder von Märchen ein; in den weiteren Schuljahren werden die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten mit einer Vielzahl von Gedichten und Musikstücken erprobt.

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